Interview mit Robert Lehmann - Geschäftsführer der HID

in ,
1924
Interview mit Robert Lehmann - Geschäftsführer der HID

Herr Lehmann, Sie haben die operative Geschäftsführung des Unternehmens in einer durch die Pandemie geprägten, schwierigen Zeit übernommen. Wie geht es der Holzindustrie Dresden GmbH heute?

 

Ähnlich wie im sächsischen Maschinen- und Anlagenbau haben wir gut zu tun und mittlerweile sind die großen Exportunternehmen auf die Schwierigkeiten der Pandemie besser eingestellt. Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit gehen wir ja auch von Entspannung im Umgang mit den Reisebeschränkungen usw. aus. Im ersten Halbjahr hatten wir einen leichten Umsatzrückgang auf Grund der Zurückhaltung bei Exportgeschäften bzw. der Ausbringung von Anlagen mit langer Fertigungszeit. Seit Juni merken wir jedoch wieder einen deutlichen Aufschwung in allen Bereichen.

 

Sie sind nun seit mehr als 15 Jahren bei der HID beschäftigt. Als Sie anfingen, woher kamen die Kunden, welche Verfahren/ Methoden wurden genutzt? Und wie ist es heute?

 

2005 waren es wenige Hauptkunden aus dem Maschinenbau, die den Bärenanteil unseres Umsatzes ausmachten. Dies änderte sich dann mit der Berufung des neuen Geschäftsführers Maik Juppe. Heute sind wir ganz anders aufgestellt. Unsere Kunden kommen aus allen Industriezweigen mit den verschiedensten Produkten. Die Anforderungen an unsere Packmittel, sowohl an unsere Belegschafft werden ständig höher. Vor 15 Jahren hatten wir 1-2 Kunden, die einen Verpackungswunsch pro Woche hatte. Heute reden wir von durchschnittlich 10 Verpackungsteams, die beim Kunden und in unserer Firma Waren verpacken. Die Palette der Packmaterialien hat sich ebenfalls weiterentwickelt. 2005 kamen fast ausschließlich „normale“ Kisten zum Einsatz. Dem Trend entsprechend arbeiten wir 2021 z. B. mehr mit Kartonage, manche Kunden verzichten schon ganz auf Dünnfolie. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein nimmt langsam einen immer höheren Stellenwert ein.

 

Welche Philosophie verfolgen Sie im Umgang mit Ihren Kunden? Ist es leichter, neue Kunden zu akquirieren oder mehr in die bestehende Kundschaft zu investieren?

 

Die Zufriedenheit unserer Kunden steht an oberster Stelle. Mittlerweile sind wir das führende Verpackungsunternehmen im Ballungsgebiet DD und bei fast allen Firmen, die etwas Größeres zu verpacken haben, gelistet. Gern bauen wir bei unseren bestehenden Kunden die Leistungen weiter aus. Da die Geschäftsbeziehungen schon bestehen, kennt man sich und weiß was die andere Partei im Stande ist zu leisten.

Ich will mich nicht festlegen, was leichter ist, da beiden Vorgänge „mit viel Mühe und Fleiß“ verbunden sind. Einerseits darf man auf keinen Fall die Stammkundenbetreuung vernachlässigen andererseits ist die Neukundengewinnung tägliches Geschäft unseres Vertriebes. Das bekommen wir ganz gut hin.

 

Wo sehen Sie die größten Entwicklungschancen für Ihr Unternehmen?

 

Die letzten 10 Jahr haben gezeigt, dass der Dienstleistungssektor vor allem in Verbindung mit Lagerung immer mehr gefragt ist. Des Weitern werden die Packstücke größer und schwerer, da unsere Kunden immer mehr Komponenten am Packgut belassen und die Anlagen für Plug & Play  vorbereiten. Potenzial sehen wir auch in der Übernehme von Nebenarbeiten wie Kollilisten, Transportpapiere und Zollanmeldungen. Sagen wir, die HID übernimmt Arbeiten, die andere gern loswerden wollen.

 

Sie sind nun schon einige Jahre bei der HID. Was gefällt Ihnen besonders, wieso arbeiten Sie gern hier? Gibt es Dinge, die Sie persönlich gern verändern würden?

 

Ich gehe gern auf Arbeit – sonst wäre ich wahrscheinlich nicht mehr im Unternehmen. Es ist die Abwechslung, die ständige Herausforderung neue Wege zu gehen. Kollegen, mit denen man arbeiten kann, aber auch mal die einen oder anderen Worte privat wechselt. Kunden mit denen man sich jederzeit in die Augen schauen kann. Ich pflege auch Jahre später noch Kontakte, die sich während meiner langen Zeit als Projektverantwortlicher ergeben haben, obwohl diese nichts mehr mit der damaligen gemeinsamen Arbeit zu tun haben. Und nun als GF geht die Lernkurve doch wieder steiler nach oben und die Worte „eintönig“ oder schlimmer „langweilig“ sind in meinem Wortschatz nicht gebräuchlich.  Die Verbesserung bzw. Veränderung gehört zum Produktionsleben. Das sind Entscheidungen, die im Einklang von Kundenwünschen und unserer Fertigung getroffen werden müssen. 

 

Welche Zielsetzungen haben Sie für die Zukunft?

Neben dem Erhalt der guten Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden, sind Personalwesen und die teilweise Automatisierung unserer Fertigung wichtige Zielsetzungen für die nächsten Jahre. Leider stehen handwerkliche Berufe nicht ganz oben der der Liste in der Berufswahl unserer Jugend. Mit Auftritten auf diversen Ausbildungsbörsen haben wir schon in der Vergangenheit unsere Firma vorgestellt. Das ist in der Pandemie fast alles zum Erliegen gekommen und muss schnellstens wieder aufgenommen werden. Im Bereich der Fertigung von Holzpackmitteln können wir Arbeitsplätze teilweise automatisieren. Das bedeutet nicht den Abbau von Arbeitsplätzen, sondern die Umstellung von Handarbeit in maschinelle Vorgänge.

54321
(0 votes. Average 0 of 5)